Was kann man aus Lavendel selber machen?
Aus der eigenen Ernte der großen Heil- und Duftpflanze Lavendel (Lavandula) lassen sich zahlreiche sehr wertvolle Produkte und Anwendungen für zu Hause gewinnen. Die Palette reicht vom (einfachen) Lavendelöl, Lavendelsäckchen, Tee, Badezusatz, Duftöl bis hin zu Salz, Gewürzen und verschiedenen Koch-, Back- und Dessertrezepten. Und wessen Lavendelernte aus dem Garten oder dem Urlaub dann noch immer nicht aufgebraucht ist, der kann sich an der aufwändigen, alchimistisch anmutenden Wasserdampfdestillation des ätherischen Öles versuchen. Denn nur damit gelingt es, ein höherwertiges Lavendelöl herzustellen. Es bieten sich also viele verschiedene Möglichkeiten, um die eigene sommerliche Lavendelernte zu verwerten.
Lavendel selbst ernten und trocknen
Schon der Zeitpunkt der Ernte und die Art der Trocknung und Lagerung ist für die Qualität des gewonnen ätherischen Öls, für die Wirkung des Duftes im Lavendelsäckchen und die Leuchtkraft der Farben im Lavendelstrauss von entscheidender Bedeutung. Und je nach dem, was wir herstellen möchten, werden wir entweder frische oder getrocknete Blüten verwenden (ggf. auch Stiele / ganze Sträusse).
Lavendelöl selber machen
Aus den erntefrischen Blüten wildwachsender, alter Sorten (möglichst im Reizklima gewachsen) lässt sich das beste Lavendelöl gewinnen. Das Öl ist die hochwertigste und konzentrierteste Form für die verschiedenen Anwendungen und Wirkungen des Lavendels. Bei der Herstellung kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:
- Ätherisches Lavendelöl durch Destillieren zu gewinnen ist für den Hausgebrauch in der Regel nicht praktikabel, da eine Anlage zur Wasserdampfdestillation benötigt wird. Auch braucht man schon für 10 ml ätherischen Lavendelöles bis zu 1,2 kg Blüten.
- Es bietet sich eher an, ein leichtes Massage- oder Badeöl herzustellen, indem man die Blüten in einem Basisöl ansetzt, in das sie über den Zeitraum von einigen Wochen Teile ihrer Wirk- und Duftstoffe abgeben. Leider wird man ohne Destillation nur einen relativ geringen Teil der Wirkstoffe der Pflanze nutzbar machen.
Getrockneter Lavendel wiederum lässt sich gut in Duftsäckchen, Duftkissen oder in der Küche verarbeiten.
Duftsäckchen selber machen
Für Lavendelsäckchen und Kissen brauchen wir neben dem richtig getrockneten Lavendel (der dadurch seinen Duft lange bewahrt und nicht schimmelt), Leinenstoff und Nähmaterial. Leinenstoff nimmt im Gegensatz zu Baumwolle Gerüche und Feuchtigkeit deutlich weniger an und ist damit traditionell die beste Wahl für alle Wäsche, die mit Ölen, Schweiß und Gerüchen in Berührung kommt. Ein Leinensäckchen kann ein Leben lang wieder befüllt und sollte regelmäßig gewaschen werden, insbesondere damit es von Pheromonen der Motten gereinigt wird. Frisch befüllt (mit zu gleichen Teilen Speik-, Schopf- und Wolllavendel gegen Motten / Insekten aller Art und mit Echtem Lavendel als beruhigender Raumduft z.B. im Schlafzimmer) hält die Wirkung des Duftes mehrere Monate an. Nach ein bis zwei Monaten werden einige Tropfen Öl denselben Sorten, mit denen das Säckchen gefüllt ist, hinein geträufelt. So hält die Wirkung bis zu etwa vier Monaten an. Danach muss die Füllung gewechselt und das Säckchen gewaschen werden. Getrockneten Lavendel finden wir neben Duftsäckchen und –kissen auch noch in Sträussen zur Dekoration, in der Küche als Gewürz, als Zutat zu sowohl herzhaften wie süßen Speisen und natürlich als Lavendeltee.
Selbst gemachter Lavendeltee
Für die Zubereitung von Lavendeltee empfehlen wir ausschließlich den Echten Lavendel (Angustifolia). Der Wirkungsschwerpunkt liegt in Teeform auf der Beruhigung bei Ängsten und Sorgen. Die Pflanze sollte nur einmal im Jahr zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden. Um einen guten Lavendeltee selber zu machen, kommt es auch auf die richtige Trocknung, Lagerung und auf die Zubereitung an. Die getrockneten Blüten müssen luftdicht verschlossen und trocken (z.B. in einem Schraubglas) sowie lichtgeschützt aufbewahrt werden. So gelagert bleibt die volle Wirkung des Tees bis zu einem halben Jahr erhalten. Für die Zubereitung gilt nach unserer Erfahrung: Wasser bei 80°, Ziehzeit 3,5 Minuten, 2 Teelöffel auf etwa 0,5l. Bei höherer Temperatur werden viele wichtige Wirkstoffe durch die Hitze reduziert bzw. zerstört. Bei kürzerer oder längerer Ziehzeit gelingt es nicht, eine ausreichend gute Wirkbreite verfügbar zu machen bzw. nehmen bestimmte Wirkstoffe überhand. Lavendeltee mit Echtem Lavendel wird wegen seiner entspannenden Wirkung und als Unterstützung bei Einschlafbeschwerden geschätzt. Wir empfehlen, dass Erwachsene nicht mehr als 1-2 l davon täglich trinken sollten. Bei Kindern sollte die Dosierung sehr gering gehalten werden, wir würden nicht mehr als 1-2 Tassen (max. 0,3 l) täglich empfehlen.
Selbst gemachter Lavendel in der Küche
Der getrocknete Lavendel kann in der Küche nicht nur als Tee genutzt sondern auch als Gewürz oder gesunder Aromastoff in ganz unterschiedlichen Gerichten verwendet werden. Es empfiehlt sich vornehmlich den Echten Lavendel einzusetzen. Für ausgefallene Experimente können auch die anderen Sorten zum Einsatz kommen, jedoch in nur geringen Mengen. Grundsätzlich wird der Lavendel in der Küche sparsam eingesetzt, da er durch den hohen Gehalt an ätherischen Ölen sehr aromatisch ist. Verschiedene Kochrezepte, Backrezepte und Dessert-Ideen finden Sie in unserer Kategorie ‚Rezepte’.
Kosmetik und Parfum mit Lavendel zum selber machen
In der Kosmetik gibt es eine Reihe von Produkten, die sich recht gut und einfach selber herstellen lassen. In der Regel wird hierfür ein hochwertiges Grundprodukt wie z.B. reines Mandelöl oder eine neutrale Creme verwendet und diese mit Lavendelblüten oder Lavendelöl ergänzt, um so z.B. ein Badeöl oder eine Körperlotion mit Lavendel zu erhalten. Die reinigende, beruhigende, glättende Wirkung des Lavendels für die Haut kommt so zum Tragen. In vielen im Handel erhältlichen ‚Lavendel’-Produkten finden sich teilweise nur sehr minderwertige oder gestreckte Lavendelöle, so dass die Wirkung fast völlig ausbleibt. Wir würden zur Herstellung von Kosmetik immer empfehlen, ein hochwertiges Lavendelöl zu kaufen, da sonst der Einsatz von Destillation erforderlich wäre, was zu Hause kaum zu realisieren ist. Ein großer Vorteil der eigenen Kosmetik Herstellung ist, dass man sicherstellt sehr hochwertige Öle und keine minderwertigen und schädlichen Nebenprodukte (Konservierungsstoffe, Emulgatoren, synthetische Parfums etc.) im Produkt zu finden.
Lavendel zur Desinfektion
Im Haushalt kann die reinigende, desinfizierende und antimykotische Wirkung des Speik-, Schopf- und Wolllavendels gut genutzt werden, in dem z.B. einige Tropfen des Öles zusätzlich zum Waschmittel in die Waschtrommel gegeben werden. Gleiches gilt für die Reinigung von Fußböden, im Bad und sonstigen Flächen im Haus. Damit kann auf natürliche, umweltschonende Weise gearbeitet werden.