Die Lavendelfelder in der Provence
Sie besitzen eine sehr beruhigende Wirkung, die langen geraden Lavendelreihen, die sich violett leuchtend durch die Hügel der Provence ziehen. Grundsätzlich gilt: Wer die Farbe violett nicht mag, sollte in den Sommermonaten besser auf einen Reise nach Südfrankreich verzichten. Für alle anderen ist es ein Fest der Sinne, welches sich nachhaltig im Gedächtnis verankert. Bei so viel Schönheit sollte man nicht vergessen, dass es sich hier um eine durch den Menschen gemachte und gewollte Monokultur handelt. Gut, dass der Lavandin (Lavandula Intermedia), der hier hauptsächlich kultiviert wird, relativ anspruchslos ist. Dieser Hybridlavendel, eine Mischung aus dem echten Lavendel und den Speiklavendel, fühlt sich auf den kalkhaltigen Böden in einer Höhe von 200 – 600 Metern besonders wohl. Er ist ein besonders ertragreicher Lavendel, der, weil er steril ist, durch das Ausbringen von Setzlingen vermehrt wird. Die weiten Lavendelfelder, die das Bild dieser Landschaft so nachhaltig geprägt haben, gibt es erst seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals war die Lavendelernte für die Landwirte eine körperlich sehr anstrengende Arbeit. Anfang der fünfziger Jahre wurden dann die ersten Erntemaschinen eingeführt, die zwar weniger traditionell, dafür aber wirtschaftlicher sind. Diese brauchten natürlich, um möglichst effektiv arbeiten zu können, lange und gerade Lavendelreihen. Die Wege zwischen den Reihen mussten breit genug für die schweren und mächtigen Reifen der Traktoren und Erntemaschinen sein. So entstand aus rein wirtschaftlichen Überlegungen heraus das jetzige Landschaftsbild der Provence.
Traditioneller Lavendelanbau
Bevor diese Erntemethode mit Hilfe der Maschinen, die die Arbeit der Bauern natürlich erleichterte, eingeführt wurde, ist der Lavendel nicht in den langen Reihen, sondern in einzelnen Quadraten auf dem Feld angebaut worden. Damit war es den Bauern und Erntehelfern möglich, um die Pflanzen herum zu gehen und diese, mit Hilfe der Sicheln, per Hand zu schneiden. Es gibt sie aber immer noch, die Bauern, die ihren Lavendel auf die klassische Art und Weise per Hand ernten. Der Lavendel wird dann mit der Sichel am Stielende abgeschnitten, in Garben gebündelt und noch für ein paar Tage zum trocknen auf dem Feld liegen gelassen. Anschließend werden die Garben von Hand mit der Mistgabel eingesammelt, auf einem Wagen geladen und zu den Destillen gebracht. Gerade der echte Lavendel lässt sich nur schwer kultivieren und wird noch häufig auf diese Art und Weise geerntet, was auch ein Grund dafür ist, dass er so teuer ist. Man benötigt etwa 120 kg Blütenrispen, um einen Liter reinen Lavendelöls des Lavandula Angustifolia zu gewinnen. Wohingegen man vom Intermedia, dem Lavandin, für die gleiche Menge Öl nur 40 kg benötigt. Dem daraus gewonnenen Öl fehlt es im direkten Vergleich mit dem Öl des feinen Lavendels aber an Heilwirkung, Intensität und Reinheit, so dass das Öl nicht für medizinische Zwecke, sondern höchstens für die Kosmetik- und Parfümindustrie verwendet werden kann. Heutzutage wird ein Großteil der auf den Feldern geernteten Lavendelpflanzen nicht mehr in schmucke Garben gebündelt, sondern gleich maschinell gehäckselt und in einem Erntewagen aufgefangen. Wenn ein Wagen voll ist, wird der Inhalt noch auf dem Feld in einen Container entleert. Die im Container gesammelten Lavendelpflanzen können so anschließend direkt in die Destillierkessel geschüttet und zu dem wohlduftenden ätherischen Öl weiterverarbeitet werden.