Über 2000 Wirkstoffe im Lavendelöl
Es sind mehr als 2000 Inhaltsstoffe im Lavendel, bzw. den einzelnen Lavendelsorten enthalten, von denen erst ein kleiner Teil wissenschaftlich erforscht ist. Von diesen Inhaltsstoffen sind aus gesundheitlicher Sicht mindestens 300 bis 400 von relevanter gesundheitlicher Bedeutung aber sie erzeugen ihre einzigartige und optimale Wirkung nur im Verbund. Es ist beispielsweise wie beim Obst, das wichtige Vitamine enthält, welche durch die außerdem enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe im Körper ihre Wirkung wesentlich besser entfalten können. Den einzelnen extrahierten Einzelstoffen eine alleinige Wirkung zuzuschreiben ist zu kurz gegriffen. In Lavendelöl sind bislang über 200 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen worden. Wir schätzen, dass insgesamt aber etwa doppelt so viele von Bedeutung sind. Die Menge der im Lavendelöl enthaltenen Inhaltsstoffe schwankt natürlich abhängig von Faktoren wie dem Erntezeitpunkt, der Destillationsdauer, -temperatur und -methode, der Qualität und dem Alter der Pflanzen, der Lavendelart, dem vorherrschenden Klima (inkl. Regenmenge und Sonnenstunden), der Anbauhöhe und der mineralischen Bodenzusammensetzung, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Einige der Bestandteile des Lavendels sind hitzeempfindlich, so dass sie den Destillationsprozess bei der Ölgewinnung nicht überstehen. Die ätherischen Bestandteile sind eher hitzebeständig. Um ein besseres Resultat bei der Ölgewinnung zu erreichen und damit ein wirksameres Öl, müsste man bei der Destillation den Temperaturwert reduzieren. Bei chemischen Analysen der einzelnen Lavendelöle ist eine Tendenz der Grundzusammensetzung, abhängig von der Lavendelsorte, erkennbar. So ist es unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten möglich, was schon seit Jahrtausenden in der heilerischen Anwendung der Lavendelöle Usus ist, nämlich den einzelnen Bestandteilen, und damit auch den einzelnen Lavendelölen, einen Wirkungsschwerpunkt zuordnen. Wichtige und gut untersuchte Bestandteile des Lavendelöls sind das Linalylazetat und das Linalool, die beide zu der Gruppe der Monoterpene gehören. Diese Monoterpene weisen im Menschen eine hohe Bioverfügbarkeit auf, d.h. sie wirken sehr schnell im menschlichen Organismus. Sie sind lipophil, das heißt, sie reagieren gerne mit Fetten (Lipiden). So können sie gut mit den Lipidbestandteilen der Zellmembranen interagieren und dadurch problemlos die Gehirn-Blutschranke überwinden. So können sie ihre gesundheitsfördernde Wirkung schnell an den Nerven und im Gehirn entfalten. Das erklärt auch die gute Wirksamkeit bei der Inhalation und beim Einsatz über eine Duftlampe.
Wirkstoff Linalylazetat im Lavendelöl
Linalylazetat ist verantwortlich für den charakteristischen Duft und stellt den wichtigsten Wirkstoff des Lavendelöls dar. Es gehört in der Chemie zur Stoffgruppe der Ester. Je höher das Anbaugebiet des Lavendels gelegen ist, desto höher ist der Gehalt an enthaltenen Linalylazetat. Aus diesem Grund hat der echte Lavendel, im Vergleich zu seinen Artverwandten einen höheren Anteil an Linalylazetat. Das Klima, der Boden und die Wuchshöhe in dem der Lavendel gedeihen, haben einen entscheidenden Einfluss auf die enthaltenen Inhaltsstoffe. Linalylazetat bewirkt die positiven Eigenschaften auf die Psyche indem es:
- Das zentrale Nervensystem beruhigt
- Die Nerven vor Reizüberflutung schützt
- übermäßige Gefühlsregungen besänftigt
- Mut verleiht
- Das Wohlbefinden und die Lebensqualität steigert
- beruhigend und entspannend auf Körper, Geist und Seele wirkt.
Linalool – der Entzündungshemmer
Linalool ist eine farblose Flüssigkeit, die einen blumigen Geruch besitzt. Sie ist ein Hauptbestandteil vieler ätherischer Öle und kommt auch in vielen Gewürzpflanzen vor. Linalool ist ein Wirkstoff im Lavendelöl und mit verantwortlich für die antiseptische, entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung. Das ätherische Öl des Speiklavendel, das Spiköl, besitzt tendenziell von allen Sorten den höchsten Gehalt an Linalool, hat aber dafür den geringsten Gehaltes an Linalylazetat. Aromatherapeuten und Ärzte setzen es dennoch sehr erfolgreich für Atemwegserkrankungen oder Erkältung und zur Desinfektion von Räumen ein. Auch auf die Haut und für Hautkrankheiten lässt sich Spiköl sehr gut wegen seiner antiseptischen und entzündungshemmenden Eigenschaft verwenden. Nachfolgende Aufstellung dient als grober Überblick über den Gehalt von Linalylazetat und Linalool in den einzelnen Lavendelarten.
Inhaltsstoff | Lavendel extra und Lavendel fein | Spiköl (Speiklavendel), Schopf- und Wollavendelöl | Lavandinöl |
Linalylazetat | 35-50 % | 1,5-3 % | 15 % |
Linalool | 30-45 % | 40-50 % | 30 % |
Kampfer und Cineol
Kampfer und Cineol kommen nur in geringen Mengen im Lavendelöl vor, tragen aber nicht unerheblich zu den positiven Eigenschaften bei. Besonders die belebende und erfrischende Wirkung des Lavendelöls wird auf den Anteil an Kampfer und Cineol zurückgeführt. Aber auch die krampflösende und fiebersenkende Eigenschaft geht auf beide Wirkstoffe zurück. Zugleich besitzen sie eine antiseptische Funktion und unterstützen das Linalool in seiner Wirkung. Speziell das Cineol (1.8-Cineol) wirkt in Lunge und Nasennebenhöhlen schleimlösend und auch bakterizid. Das Cineol hat auch die positive Eigenschaft, einer Verengung der Bronchien entgegen zu wirken, indem es die Ausschüttung der dafür verantwortlichen Neurotransmitter hemmt. Kampfer (fachsprachlich: Campher) ist ein natürliches Analeptikum, welches auch sekretlösend und entspannend in den Bronchien wirkt und bei Inhallation eine allgemein entzündungshemmende Wirkung auf die Schleimhäute hat. Bei äußerlicher Anwendung hat Kampfer eine nachgewiesene schmerzlindernde Wirkung bei rheumatischen Beschwerden, wobei wie bei allen Phytopharmaka eine Überdosierung vermieden werden sollte. Speiköl (Lavandula Latifolia) besitzt mit Anteilen bis zu 20 % den höchsten Anteil beider Wirkstoffe. Dadurch besitzt es gegenüber allen anderen Lavendelölen die stärksten antiseptische Wirkung und eignet sich somit als hervorragendes Heilmittel bei Atemwegserkrankungen.
Inhaltliche Zusammensetzung
Folgende Tabelle zeigt eine beispielhafte Analyse der Inhaltsstoffe vom Echten Lavendel, dem Speiklavendel und dem Lavandin. Die Unterschiede hinsichtlich der enthaltenen Mengen an 1.8-Cineol, Kampfer, Linalool und Linalylacetat ist gut zu erkennen und verdeutlicht auch die unterschiedlichen Heileigenschaften. Auffällig ist bei dieser Untersuchung die für einen Echten Lavendel ungewöhnlich hohen Werte an 1.8-Cineol und Campher, woraus man auf eine Verunreinigung durch die Öle anderer Lavendelarten schließen könnte.
Inhaltsstoff | Echter Lavendel | Speiklavendel | Lavandin |
(Frankreich) | (Spanien) | (Frankreich) | |
alpha-Pinen | 4,23 | 2,59 | |
Myrcen | 0,6 | 0,67 | 0,71 |
Camphen | 1,78 | 1,11 | |
beta-Pinen | 0,3 | 3,56 | 0,59 |
delta-3-Caren | 0,41 | ||
cis-Ocimen | 3,6 | i.S. | |
p-Cymen | 0,8 | 0,8 | |
Terpinolen | 0,2 | 0,28 | |
Limonen | 2,18 | 6,33 | |
1.8-Cineol | 3,2 | 30,89 | 7,44 |
trans-Ocimen | 0,2 | 0,25 | |
gamma-Terpinen | 0,3 | 0,19 | |
3-Octonon | 0,4 | i.S. | |
Campher | 3,9 | 12,85 | 7,45 |
Linalylacetat | 41,8 | 1,04 | 17,49 |
Linalool | 28,4 | 42,1 | 33,36 |
Lavandulol | 1,3 | ||
Lavandulylacetat | 2,1 | ||
Terpinen-4-ol | 2,4 | 0,34 | |
alpha-Terpineol | 0,9 | 1,57 | 2,41 |
Borneol | 0,5 | 1,9 | 9,86 |
Geraniol | 0-1,2 | ||
Geranylacetat | 0,5 | i.S. | 0,21-0,37 |
Bornylacetat | i.S. | 0,54 | 0,13 |
Caryophylen | 0,3 | 0,34 |
i.S.: In Spuren Folgende Tabelle zeigt die ungefähre durchschnittliche prozentuale Zusammensetzung der enthaltenen Stoffgruppen der Lavendelarten Echter Lavendel, Speiklavendel und Lavandin im Vergleich.
Inhaltstoffe | Echter Lavendel | Speiklavendel | Lavandin super |
(Lavandula vera) | (Lavandula Latifolia) | (Lavandula hybrida) | |
Ester | ~ 40-50 % (v.a. Linalylacetat) | ~ bis 2 % | ~ 35-45% (v.a. Linalylacetat) |
Monoterpenole | ~ 30-40 % (v.a. Linalool) | ~ 35-40 % (v.a. Linalool) | ~ 30-40% (v.a. Linalool) |
Monoterpene | ~ 7-13 % (v.a. Ocimene) | ~ 5-8 % (v.a. Pinene) | ~ 5-10 % (v.a Ocimene) |
Sesquiterpene | ~ bis 8 % (v.a. beta-Caryophyllen) | ~ 1-2 % | ~ 2% |
Oxide | ~ bis 1,5 % (v.a. 1.8-Cineol) | ~ 25-35 % (v.a. 1.8-Cineol) | 2,5-3,5 % (v.a. 1.8-Cineol) |
Sesquiterpenketone | (v.a. Damascenon, Jonon) | ||
Sesquiterpenoxide | i.S. | ||
Sesquiterpenole | i.S. | ||
Cumarine | i.S. | ||
Eugenol | i.S. | ||
Aromatische Säure | i.S. | ||
Aldehyde | i.S. | ||
Alkohole | i.S. | ||
Monoterpenketone | i.S. | ~10-20 % (v.a. Kampfer) | ~ 4,5-5,5 % (v.a. Kampfer) |
Einfluss der Destillationsdauer auf die Menge der Inhaltsstoffe
Die Destillationsdauer ist maßgeblich daran beteiligt, wie hoch die Menge der enthaltenen Inhaltsstoffe ist. Um einige Bespiele für die wichtigsten Wirkstoffe zu nennen: Das Monoterpen Linalool hat bei der Destillation im Durchschnitt nach 20 Minuten den höchsten Gehalt erreicht. Der Ester Linalylacetat erreicht erst nach einer Destillationsdauer von 30 Minuten seinen Standardwert, wohin gegen das 1.8-Cineol seinen höchsten Gehalt bereits nach 10 Minuten erreicht hat und dieser im weiteren Prozess eher wieder abnimmt.
Einfluss des Erntezeitpunktes auf die Menge der Inhaltsstoffe
Der Erntezeitpunkt, und damit verbunden die Reifezeit des Lavendels, hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die letztendlich enthaltenen Wirkstoffmengen. Folgende Stoffe haben zu Beginn der Reifezeit des Lavendels, die in etwa Anfang Juli ist, ihren Höchstwert erreicht:
- 1.8-Cineol
- Cis-beta-Ocimen
- Lavandulylacetat
- Lavandulol
- Alpha-Terpineol
Ab diesem Zeitpunkt ist eine Abnahme der Stoffe in der Pflanze zu beobachten, wohingegen folgende Stoffe erst anfangen in der Menge zuzunehmen und die höchsten Werte erst dann erreicht haben, was zumeist Mitte September der Fall ist, wenn die Blütenblätter bereits abgefallen sind:
- Campher
- Trans-beta-Ocimen
- Octanon-3
- Linalool
- Linalylacetat
- Terpinenol-4
(Quelle: Forum f. Aromatherapie Ausgabe 1 / 1996 und Ausgabe 25 / 2004)