Lavandula Angustifolia
Der Lavandula Angustifolia (lateinische und botanische Bezeichnung) trägt verschiedene Namen für die gleiche Lavendelart. Die wichtigsten sind: „Echter Lavendel“ in Anspielung auf sein wertvolles Öl und „Kleiner Speik“ als Hinweis auf die im Gegensatz zum „Großen Speik“ (Lavandula Latifolia) etwas kleineren Blätter der Pflanze. Der echte Lavendel existiert wie die anderen Hauptarten des Lavendels bereits seit sehr langer Zeit und wird schon im alten Ägypten schriftlich erwähnt. Er besitzt eine besonders schöne Rispel und wird seit jeher als eine der ganz großen Heilpflanzen angesehen und überliefert. In deutschen Gärten ist er in verschiedenen Zuchtformen zusammen mit dem Lavandula Intermedia eine der am verbreitetsten Lavendelarten.
Botanischer Steckbrief: Kleiner Speik
Der echte Lavendel ist im Vergleich zu den anderen Lavendelarten wie dem Schopflavendel oder Wolllavendel eher durch eine niedrigere Höhe (in der Regel 30-50cm, aber auch vereinzelt bis zu 80 cm) mit buschiger Form gekennzeichnet. Die Blütenfarbe ist dunkelviolett bis Amethyst-Farben. Der Blütenduft ist besonders intensiv, süß und vielschichtig. Die Blätter sind grün mit einem blauen Schimmer, leicht vierkantig und sind ebenfalls mit ätherischem Öl durchzogen. Der echte Lavendel verfügt im Vergleich zu den anderen Lavendelarten über eine besonders starke Kraft zur Bildung von Samen. Mitunter kann es vorkommen, dass er sich sogar selbst aussäht.
Wilder echter Lavendel
Der Lavandula Angustifolia kommt sowohl wild / in freier Natur, als auch in der Kultur / Zucht vor. Der echte Lavendel gedeiht besonders gut in Höhenlage (1000-2000 m), mit viel Sonne, wenig Staunässe und eher nährstoffarmen Böden. Vereinzelt hält er sich wild auch in tieferen Regionen oder in Regionen mit wenig Sonne, wird sich dort jedoch nie optimal wohlfühlen und ein entsprechend schwächeres Öl geben. Der Lavandula Angustifolia ist die einzig echte winterharte Lavendelart und unter bestimmten Voraussetzungen auch in Deutschland winterfest. Er war einst, aber ist in der Verbreitung nicht mehr der typische Lavendel der Provence. Diese wird mittlerweile vom Lavandin (Lavandula Intermedia), eine Kreuzung und mittlerweile Züchtung aus dem echten und dem Speik-Lavendel, aus Gründen des höheren Ertrages dominiert. In Höhenlagen, wie z.B. auf dem Plateau de Contadour und auf dem Montagne de Lure, gehört er aber immer noch zur wichtigsten Art.
Kultivierter echter Lavendel
Selbst der kultivierte Lavandula Angustifolia ist noch ein Liebhaber höherer Lagen und gedeiht gerne auf 600-1000 m Höhe. Man findet ihn in den höhergelegenen südlichen Regionen Frankreichs, wie z.B. Alpes de Haut-Provence. Aufgrund seiner besten Kälteeigenschaften aller Lavendelarten, ist er der in Deutschland am weitesten verbreitete Gartenlavendel.
Das Öl des Echten Lavendels
Vermutlich erhielt der echte Lavendel seinen Namen aufgrund der Tatsache, dass das Echte Lavendelöl (Angustifolia) die höchsten Preise am Markt erzielt. Dies liegt schon alleine daran, dass die Angustifolia nur einen relativ kleinen Ertrag abwirft. Für ein Kilogramm ihres besonders milden und aromatischen Lavendelöls werden sage und schreibe etwa 120-140 kg Blütenrispen der kultivierten Pflanze und sogar 150-170 kg des Wildlavendels gebraucht. Angesichts der schwierigen Erntebedingungen in der Höhenlage sowie des besonders aromatischen Dufts erklärt sich so der hohe Preis. Das Öl des wildwachsenden echten Lavendels findet sich auch als „Lavendel extra“ im Handel. Dieses verfügt über eine deutlich höhere Wirkstoffqualität, als das des weniger wertvollen kultivierten echten Lavendels. Letzterer wird im Handel als „Lavendel fein“ (höherwertig: 50/52 Barrême und geringere Lage: 40/42 Mont Blanc) bezeichnet. Der in Höhenlage wildwachsende Lavendel bildet in diesem extremen Klima ganz besondere Heil- und Wirkkräfte aus und ist frei von Pestiziden oder anderen Belastungen.
Lavandula Angustifolia Typen
Vom echten Lavendel existieren sehr viele kultivierte Zuchtformen dieser Lavandula Art. Die beliebtesten sind dabei die Lavendel Munstead, die Lavendel Hidecote Blue, die Imperial Gem und die Miss Katherine. Sie alle spielen für die Heilkunde eine untergeordnete Rolle im Vergleich zum echten Wildlavendel.
Hidecote Blue
Aus Sicht der Inhaltsstoffe und Wirkung schätze ich diesen weit verbreiteten Angustifolia-Typen namens Hidecote Blue als besonders attraktive Zuchtform ein. Die bis zu etwa 50 cm hochwachsende, winterharte (!) Pflanze wurde in Hidcote Manor (England) mit fast dunkelblauen bis lilafarbenen Blüten gezüchtet. Sie ist besonders pflegeleicht, wenig schnittsensibel und weist eine interessante Wirkung und Qualität als Heilpflanze auf. Mehr zu Hidcote Blue finden Sie hier.
Imperial Gem
Als leicht weniger attraktiv in der Heilwirkung, aber durchaus dem Hidecote Blue ähnlich erachte ich den Lavendel Imperial Gem mit seinen dunkellila Blüten und den silbriggrünen Blättern als wunderschöne Zierpflanze. Die Imperial Gem wird fast 70 cm hoch und ist im Wuchs insgesamt etwas kräftiger als ´Hidcote Blue`.
Lavendel Munstead
Der Lavendel Munstead ist wegen seiner fast hellblauen Blütenfarbe und wegen des schnellen Wachstums eine der am weitest verbreiteten Zuchtsorten in Deutschland. Die Pflanze ist winterfest, aber nicht winterhart. Trotz ihres schnellen Wachstums wird sie nur etwa bis zu 50 cm hoch. Ihre Wirkstoffe sind – aus meiner Sicht – im Vergleich zu anderen Lavendelsorten relativ wenig ausgeprägt und wenig gehaltvoll und daher für die Heilkunde eher unbedeutend.
Miss Katherine
Die Miss Katherine ist eine relativ neue Züchtung und verfügt zwar über wunderschöne rosa farbene Blüten, aber ist in punkto Heilkraft und Inhaltsstoffe sogar noch weniger bedeutend als der Lavendel Munstead.