Lavendel – Terminus
Der Lavendel (lateinisch „lavandula“) besitzt eine sehr belebte Geschichte und Bedeutung als große Nutz- und Heilpflanze. Vermutlich stammt die Bezeichnung Lavendel aus dem lateinischen Begriff „lavare“, was im Deutschen „waschen“ bedeutet.
Lavendelsorten / Lavendelarten
Von drei ursprünglichen und wildwachsenden Lavendelsorten, stammen die heute etwa 25 unterschiedlichen, durch Zucht und Auslese entstandenen Arten ab:
- Echter Lavendel (Lavandula Angustifolia),
- Speiklavendel (Lavandula Latifolia) und
- Schopflavendel (Lavandula Stoechas).
Während die vorgenannten drei Arten sowie der Wolllavendel (wollige Lavendel, Lavandula Lanata) in der Heilkunde – meiner Meinung nach – die größte Wirkung erreichen, werden die Zuchtformen vor allem als Lavendel im Garten wegen ihrer schönen botanischen Eigenschaften verwendet.
Lavandula Angustifolia | Wie bereits erwähnt zählt der Lavandula Angustifolia oder auch Echter Lavendel zu den ursprünglichen Arten und kommt heute noch als Wildwuchs in bergigen Regionen rund um das Mittelmeer vor. Am besten gedeiht er dort in einer Höhenlage zwischen 1000 m und 2000 m und liefert für die Weiterverarbeitung zu Lavendelöl (Lavendel extra / Lavendel fein) die besten Qualitäten. Aber auch als kultivierte Planze ist der Angustifolia mittlerweile Kult und in vielen heimischen Gärten zu finden. |
Lavandula Stoechas | Der Lavandula Stoechas ist eine weitere wildwachsende und ursprüngliche Art des Lavendel. In der Natur ist er jedoch, im Gegensatz den anderen Sorten, überwiegend in Meeresnähe zu finden. Als sein unverkennliches „Markenzeichen“ gilt sein haarschopfähnlicher großer Blütenausdruck am oberen Ende der Rispel. Diese machte ihn zur beliebten Zierpflanze für Gärten. |
Lavandula Lanata | Lavandula Lanata oder auch Wolllavendel erhielt seinen charakteristischen Namen durch viele kleine Haare auf seinen Blättern, die als Verdunstungsschutz dienen. Durch die Spiegelung des Lichts auf seinen hellen Haaren erhielt er zusätzlich den Namen „Silberblatt“. Weniger bekannt und verbreitet ist Lavandula Lanata ursprünglich in Spanien beheimatet. |
Lavandula Latifolia | Hierzulande als Speiklavendel bezeichnet, ist der Lavandula Latifolia im Gegensatz zum Echten Lavendel keine Bergpflanze und gedeiht in Höhenlagen unter 600 Metern. Obwohl er in unseren Lagen kultiviert wird und sehr beliebt ist, ist er anfälliger und gedeiht weniger gut als die anderen ursprünglichen Lavendelarten. |
Lavandula Intermedia | Lavandula Intermedia ist eine natürliche Kreuzung aus Speiklavendel und Echtem Lavendel. Mittlerweile ist sein kommerzieller Anbau und die weit verbreiteten Lavendelfelder das Sinnbild für Lavendel in der Provence. Das aus Intermedia destillierte Öl (Lavandinöl) wird überwiegend für die Parfümindustrie genutzt. Eine weitere Besonderheit des Intermedia ist, dass er nur über Stecklinge vermehrt werden kann. Lavandula Intermedia ist als Hybride unfruchtbar. |
Die verschiedenen Synonyme
Durch seine sehr alte Geschichte als Nutz- und Heilpflanze, die verschiedene Eigenschaften und Aussehen der Lavendelsorten und seine recht große Verbreitung existieren zahlreiche unterschiedlichste volkstümliche Lavendelnamen (Narde, Speik, Spik, Spicanard, Stöchaskraut, römischer Thymian, Zöpfli, Tabaksblüten, Legionärskraut, Flanderli, Balsamblümli und viele mehr). Aber auch die botanisch wissenschaftlichen und Arzneimittel-Bezeichnungen verraten uns viel über diese wertvolle Pflanze (Lavandula officinalis, Lavandula vera, etc.).
Familie der Lippenblütler
Der Lavendel gehört botanisch zur Familie der Lippenblütler, lateinisch Labiatae (Lamiaceae). Als immergrüner Halbstrauch tendiert er zu Verholzung an der Basis seiner Triebe und bedarf deshalb aus optischen Gründen einer besonderen Pflege. Die verschiedenen Arten verfügen über recht deutliche Unterschiede in ihren botanischen Eigenschaften und lieben unterschiedliche Höhenlagen, Böden und Temperaturen. Allen ist jedoch gemeinsam, dass sie große Liebhaber der Sonne und offener Standorte sind und keine Staunässe mögen. Sie ziehen außerdem allesamt Bienen mit ihrem betörenden Duft, Ihrem Nektarreichtum und ihrer Blütenfarbe fast magisch an.
Typische Farbe
Je nach Lavendelart und -sorte besitzen die Blüten unterschiedliche Farbnuancen des Lavendel-typischen violett bzw. „Lavendel lila“. Diese reichen vom dunklen Violett des echten Lavendels, des kräftigen Mittel-Violetts des Lavandins, über das Graublau des Speiklavendels, bis hin zum Hellviolett des Schopflavendels. Bestimmte Zuchtformen besitzen sogar rosafarbene oder weiße Blüten. Im Verlauf des Jahres entwickelt sich die Stammfarbe erst aus zarteren Tönen zur vollen Farbe der Blüte und zum späteren Verblassen und Graufärbung des Strauches im Herbst.
Beschreibung der Lavendelblüten
Der botanische Name der Lavendelblüten lautet Lavendulae flores oder Flores lavandulae. Je nach Lavendelart besitzt die Pflanze unterschiedlich große, geformte und farbige Blüten. Die Blüten sind in der Regel besonders nektarreich, duftend, besitzen eine leuchtende violette Farbe und sind für Bienen besonders anziehend. Die Lavendelblüten sind nicht nur des Aussehens wegen der wertvollste Bestandteil der Pflanze. Aus ihnen wird das so wichtige Lavendelöl gewonnen. Die im Handel angebotenen Blüten weisen jedoch – wie das daraus gewonnene Lavendelöl – sehr unterschiedliche Qualitäten auf. Allgemein gilt als Merkmal höchster Qualität:
- wilde Blüten einer einzigen Wildsorte aus einer Lage mit Reizklima und großer Unberührtheit der Natur,
- geringer Stängel- und Blattanteil,
- trockene und kühle Lagerung,
- luftdicht und lichtgeschützt verschlossen,
- weniger als ein Jahr alt.
Beschreibung der Lavendelblätter
Die Blätter der Lavandula sind in der Regel graugrün und die Ränder meist eingerollt, aber je nach Sorte gibt es doch rechte Unterschiede:
- Echter Lavendel: bis etwa 5 cm lang, graugrün
- Speiklavendel: bis etwa 6 cm lang, graugrün, schmal, länglich / elliptisch
- Schopflavendel: bis etwa 4 cm lang, graugrün, lineal
- Wolllavendel: bis etwa 5 cm lang, lang / lineal, dicht wollig und weiß behaart
Die Lavendelblütezeit
Die Lavendelblüte verläuft zeitlich je nach Lavendelart und Lage etwas unterschiedlich, zwischen Juni und September, meistens jedoch zwischen Mitte Juli und Mitte August. Die Lavendelblüte in der Provence erlebt man am Besten kurz vor der Ernte. Die dort am meisten angebaute Art ist der Lavandin, dessen mittlere Blüte und Ernte in der Provence etwa Anfang bis Mitte August erfolgt. Bis Mitte Juli wird man meiner Erfahrung nach auf den Provence-Feldern in der Regel nur relativ kleine und gering blühende Pflanzen sehen können.
Vorkommen von Lavendel
Die ursprüngliche Heimat des wilden Lavendels ist das Mittelmeergebiet, die Kanarischen Inseln, Nordost-Afrika, Südwest-Asien und Indien. Eine besondere Verbreitung geniesst er in Frankreich, vor allem in der Provence, sowie in Nord- und Süd-Spanien. Je nach Lavendelart gedeiht dieser entweder in hohen bzw. höheren Lagen (echter Lavendel), mittleren Lagen (Speiklavendel, Lavandin) oder sogar in Meeresnähe (Schopflavendel). Man findet ihn auch wildwachsend in Griechenland, Portugal, Italien und Bulgarien. Die Gegenden des wildwachsenden Lavendels sind durch ihre Naturschönheit bekannt und eignen sich daher sehr als Urlaubsregion.
Lavendelanbau
Der Anbau von Lavendel ist für manche Regionen zum bedeutenden Wirtschaftszweig geworden. Das Lavendelöl ist ein wichtiger Bestandteil vor allem der Parfumindustrie. Die in der Provence vor allem genutzte und gezüchtete Art ist die Lavandula Intermedia (Lavandin). Größte Lavendel-Anbauländer sind Frankreich und Indien. Kleinere Mengen werden vielerorts angebaut, insbesondere in Spanien, Italien, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Argentinien und Tasmanien. Die besten Qualitäten für die Heilkunde werden aus wildwachsendem Lavendel in besonderem Reizklima (Berge, Meer, Sonne) gewonnen.
Die Lavendelernte
Bei der händischen Ernte zu Hause im Garten schneidet man die Zweigspitze etwa 10 cm unterhalb der Blütenrispel gleichmäßig über den ganzen Strauch ab. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen, wenn der mittlere Teil der Blütenrispel zum Blühen gekommen ist. Am Besten erntet man zur Mittagssonne an einem sonnigen Tag.
Lavendel richtig Trocknen
Zur bestmöglichen Erhaltung der Inhaltsstoffe des Lavendels sollten die Blüten nach der Ernte schnellstmöglich an einen schattigen, trockenen und kühlen Platz gebracht werden. Es empfiehlt sich die geernteten Zweigspitzen zu kleinen Büscheln zusammenzubinden, kopfüber im Schatten aufzuhängen und einige Tage trocknen zu lassen. Direkte Sonne oder Nässe wirken bei diesem Vorgang schädlich und man sollte den Prozeß gut beaufsichtigen. Danach lassen sich die getrockneten Lavendelblüten von den Zweigen leicht durch Klopfen entfernen. Bitte bewahren Sie die Blüten in luftdichten und lichtgeschützten Gefässen (kein Metall und kein Kunststoff) auf. Mehr Details finden Sie in dem Beitrag Lavendel Trocknen.
Verwendung von Lavendelöl
Das Öl des Lavendels gilt als das wichtigste Erzeugnis der Ernte. Seine ätherische Qualität ist je nach Art und Sorte, Lage, Wild- oder Zuchtform, Unberührtheit der Natur und Reinheit von sehr unterschiedlicher Qualität. Aus Sicht der Heilkunde beschreiben wir die Eigenschaften und Qualitäten des Lavendelöls.