Geschichte von Lavendelöl
Der Ursprung der Anwendung von ätherischen Ölen, Salben und Räucherharzen geht bis auf die Zeit von 5000 vor Christus zurück. Schon in Mesopotamien wurden die Öle zur Körperpflege und für medizinische Zwecke eingesetzt. Ein weiterer wichtiger Einsatzzweck war die Verwendung als Opfergabe für die Götter. Als der Archäologe Howard Carter im Jahre 1922 das im Tal der Könige gelegene Grab des Tutenchamun öffnete, fand man darin Salbentöpfchen, die noch nach 3000 Jahren schwach nach Lavendel dufteten. Sie waren als Grabbeigabe für den Verstorbenen gedacht und wurden auch bei der Mumifizierung eingesetzt. Die Ägypter haben den Lavendel und sein Öl schon damals vollumfänglich angewendet. Auch die Römer lernten den Lavendel und seine Anwendungsgebiete, wahrscheinlich im Detail durch die Ägypter, näher kennen und setzen ihn für Ihre Gesundheit ein. Es wurden zum Beispiel vor Beginn einer wichtigen Schlacht kleine Lavendelsträuße an die Legionäre verteilt, um die beruhigende Wirkung des Duftes zu nutzen. Sie versorgten mit dem Lavendelöl die Wunden und waren davon überzeugt, dass diese Pflanze Hinterbliebenen bei der Bewältigung von Trauer helfe. Für die expansionssüchtigen Römer war es demnach ein perfektes Kriegskraut. Die Römer waren nach den Ägyptern diejenigen, die die Wirkungsweise des Lavendel gut erfasst und auch die starke Heil- und Pflegewirkung für die Haut erkannten haben. Der ausgeprägt blumig frische Duft und das ansprechende Aussehen des Lavendels hat der Pflanze dabei geholfen, ihren Siegeszug durch Europa und in anderen Teilen der Welt anzutreten. Die Verbreitung innerhalb Europas geschah häufig durch die Legionäre, die bei ihren Stationierungen in den eroberten Gebieten, die Pflanzen einfach mitnahmen und vor Ort anbauten. Dank dem enthaltenen ätherische Öl und seinen vielseitigen Anwendungsbereichen hat sich der Lavendel über Jahrhunderte hinweg zu einer universellen Heilpflanze entwickelt. Im Jahr 2008 bekam der Lavendel endlich die offizielle Anerkennung, die er verdient und wurde zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Ätherisches Öl im Lavendel
Ätherische Öle dienen einer Pflanze, ihre Stoffwechselvorgänge zu regulieren und sie vor Fressfeinden und vor Krankheitsbefall zu schützen. Sowohl Insekten haben eine Abneigung gegen die enthaltenen ätherischen Öle, als auch Säugetiere, wie Schafe und Ziegen, die normalerweise bei der Wahl der Fresspflanzen nicht zimperlich sind. Sie lassen sich lieber das um den Lavendel herum wachsende Unkraut schmecken und sorgen mit den ausgeschiedenen Überresten der Mahlzeiten noch für eine optimale Düngung. Als Eigenschutz hat der Lavendel diese stark antiseptische und Insekten abwehrende Wirkung entwickelt. Bemerkenswert ist, dass je weiter nördlich der Lavendel kultiviert wird, desto geringer seine Produktion an ätherischen Ölen ist. Demzufolge besitzt der Lavendel die größten Heilwirkungen, wenn er aus seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet stammt und dort in entsprechenden Höhenlagen wächst.
Wirkungsweise des Öls
Als „Öl“, das durch Destillation gewonnen wird, gewinnt man aus dieser großen Heilpflanze einen Großteil ihrer wertvollen Wirkstoffe und macht sie so am besten verfügbar. Das Öl transportiert die verschiedenen Stoffe der Lavendelsorten optimal über den Duft in das Gehirn und bringt seine pflegenden Stoffe ohne Fette auf Haut, Wunden, Verbrennungen, Stiche und Narben. Das Lavendelöl eignet sich auch besonders gut zur Inhalation und damit zur Wirkung auf und in den Atemwegen.
Hilfe für die Psyche
Für diesen Bereich ist das Öl des Echten Lavendels, des Lavandula Angustifolia, vorzuziehen. Lavendel unterstützt erfolgreich bei psychischen Beschwerden wie beispielsweise Nervosität, Schlafstörungen, innere Unruhe und Ängste. Seine Wirkung auf die Psyche ist genauso wissenschaftlich erwiesen wie seine harmonisierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem, welches Atmung, Herzschlag, Blutdruck, Stoffwechsel, die Produktion von Magensäure etc. steuert. Und das bei einer sehr guten Verträglichkeit – er macht weder abhängig noch müde – und beim Ausbleiben von Gewöhnungseffekten. Lavendelöl kann sogar problemlos über einen längeren Zeitraum angewendet werden.
Wie beruhigt Lavendel den Körper und den Geist?
Zwar gilt der Lavendel als eine sehr gut erforschte Pflanze, doch sind wir der Ansicht, dass die volle Komplexität und Wirkungsbreite noch lange nicht erfasst wurde. Einen Teil der beruhigenden Wirkung des Echten Lavendels erklärt sich wissenschaftlich wie folgt: Die Inhaltsstoffe des Lavendelöls hemmen den Einfluss von Kalziumionen auf die Nervenenden und reduzieren damit die Ausschüttung von Botenstoffe wie Noradrenalin. Das verbessert die Reizfilterfunktion eines stark reizüberfluteten Nervensystems und bringt dieses durch die Ausschüttung von Serotonin wieder in Einklang. Vermutlich führt zu viel Anspannung und Stress zu einem Herabsenken des Serotoninspiegels, und damit auch zu einer Reizüberflutung. Damit erklärt sich auch ein Teil der beruhigenden, angstlösenden, entspannenden und aufheiternden Wirkung des Lavendels – letztendlich auch auf das vegetative Nervensystem.
Lavendelöl belebt
Lavendelöl, vor allem das des Echten Lavendels, wirkt zugleich belebend, aufbauend und erfrischend auf den Körper. Diese Eigenschaften ergänzen sich hervorragend mit seiner Wirkung auf die Psyche. Man kann sagen, dass es insgesamt die Stimmung harmonisiert. Stress wird reduziert und eine depressive, lethargische Gemütsverfassung kann positiv beeinflusst werden. Bei der Anwendung stellt sich schnell ein Stimmung aufhellender Zustand ein.
Lavendelöl für Haut und gegen Akne
Lavendelöl wirkt aber auch antiseptisch, entzündungshemmend und antimikrobiell, und ist dadurch sehr wirksam bei der Behandlung von Entzündungen, Akne, Hautkrankheiten, Hautunreinheiten und Hautpilz. Dabei hat sich eine Mischung aus Schopf- und Wolllavendel bewährt, die beide antiviral (vor allem der Wolllavendel) und antibakteriell wirken. Das Öl des echten Lavendels wiederum fördert die Wundheilung bei offenen Wunden, Schürfwunden, Verbrennungen und Kratzern. Bei Schwellungen sowie Juckreiz durch Insektenstiche sollte man das Öl des echten Lavendels mit dem Öl des Speiklavendels (Lavandula Latifolia), welches auch Spiköl genannt wird, mischen und sparsam auftragen. Bei erlittenen Verletzungen hat man gute Resultate erzielt, wenn ein paar Tropfen hochwertigen Öls des Echten Lavendels (Lavandula Angustifolia) direkt auf die verletzte Stelle aufgebracht und vorsichtig verteilt werden. Bei Sonnenbrand und anderen Brandwunden wirkt er zusätzlich kühlend und verringert die Bildung von Brandblasen. Diese Eigenschaften machen die Lavendelöle zu einem äußerst beliebten Erste-Hilfe-Mittel, ob für zu Hause oder für Unterwegs. Besonders die antimikrobiellen Eigenschaften des Lavendelöls übertragen sich auch auf die Raumluft. Es desinfiziert Räume und reduziert dadurch die in der Luft enthaltenen Keime. Früher wurde auf diese Weise Tuberkulose erfolgreich vorgebeugt und behandelt. Auch wird seine heilende Wirkung bei Entzündungen der Atemwege wie beispielsweise chronische Bronchitis geschätzt. Näheres zum Thema Wirkung und wie Lavendel bei einzelnen Krankheiten und Symptomen angewendet wird, ist im Artikel Lavendel Wirkung aufgeführt.
Anwendung bei Erkrankungen
Die ätherischen Öle der einzelnen Lavendelarten eignen sich auf Grund ihrer Eigenschaften für den Einsatz bei unterschiedlichen Erkrankungen. Wichtig ist, dass man die einzelnen Öle auch durchaus kombinieren kann, um ein besseres Resultat zu erzielen. Welche ätherischen Öle der einzelnen Lavendelarten bei welchen Erkrankungen die Heilung unterstützen können erfahren Sie bei Lavendel Anwendungen.
Lavendelöl und seine Inhaltsstoffe
Lavendelöl besitzt, auch abhängig von der jeweiligen Lavendelart, mehr als 2000 Inhaltsstoffe. Wenn Sie mehr über die einzelnen Inhaltsstoffe und deren Wirkung erfahren möchten, finden Sie weiterführende Informationen im Artikel Lavendelöl Inhaltsstoffe.
Qualitätssicherung des Öls
Es ist insbesondere der Kauf von Lavendelöl wildwachsender Lavendelarten aus Reizklima (Höhe und Sonne, bei Schopflavendel Meeresnähe), oder zumindest in Bio-Qualität zu empfehlen. Näheres zum Thema Qualität der einzelnen Lavendelöle und worauf beim Kauf geachtet werden sollte, ist im Artikel Lavendelöl Qualität aufgeführt.
Ätherisches Lavendelöl
Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass ätherisches Lavendelöl für eine direkte innere Selbst-Anwendung nicht zu empfehlen ist und auf den Schleimhäuten zu Reizungen führen kann. Dies trifft insbesondere für die Arten Schopf-, Woll- und Speiklavendel zu. Beachten Sie auch eventuelle Nebenwirkungen, die bei einer Anwendung von ätherischen Ölen auftreten können. Sprechen Sie zudem bitte Anwendungen bei Erkrankungen mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker ab.