Lavendelblüte in der Provence
Im Frühsommer, zu Beginn der Lavendelblüte in Südfrankreich, verwandeln sich wie von Künstlerhand gestaltet Teile der Landschaft, in ein violettes Stillleben. Langsam erwachen die kleinen Knospen, strecken sich der Wärme spendenden Sonne entgegen und starten einen Farbenreigen, von anfänglich zart blauen bis tief violetten Blüten. Von den Hochebenen, bis hinunter zu den tieferen Ebenen der Alpes de Haute Provence und des Vaucluse, beginnt sich ab Mitte Mai der blaue Blütenteppich zu entfalten.
Die Blütezeit der Lavendelsorten
Den Beginn macht der Schopflavendel (Lavandula Stoechas), der seine etwas streng nach Kampfer riechenden Blüten Mitte Mai öffnet. Die Blütenfarben des Schopflavendels sind sehr vielfältig und reichen von hellviolett bis rosa. Seine Blüten kann man am Besten von den artverwanden Brüdern und Schwestern unterscheiden, da sie wie kleine blaue Ananas aussehen, aus denen oben zarte Blätter, schmetterlingsgleich zu entschweben scheinen. Er blüht sehr lange, bis Ende August. Den Echten Lavendel (Lavandula Angustifolia), findet man überwiegend in den Bergen der Provence. Er fängt Anfang Juni mit der Blüte an und blüht dunkelviolett bis amethystfarben. Der Speiklavendel (lavandula latifolia) beginnt seine Blüten kurz danach zu öffnen und erstrahlt in einem schönem blau bis blaugrau. Er wächst in Bergnähe unterhalb von 600 Metern. Vom echten Lavendel ist er am Besten durch seine verzweigten Blütenstile zu unterscheiden. Und die in der Provence am häufigsten anzutreffende Lavendelart, der Lavandin (lavandula intermedia), beginnt seine Blüte Mitte Juni als letzter und blüht dann in einem blau-violett. Die Lavendelblütezeit bezeichnet auch die Zeit, in der in der Provence alle Lavendelfelder blühen. Die Blüte des Lavendels ist nicht nur ein Fest für die Menschen, auch die Bienen lieben den süßen und betörenden Duft. Dadurch dass sie den Nektar für sich sammeln, der dann auch uns Menschen in Form des unvergleichlichen Lavendelhonigs zu Gute kommt, regen sie die Lavendelpflanze an, mehr ätherisches Öl zu fabrizieren. Der Lavendel würde zwar bis September blühen, aber solange lässt man ihn dann doch nicht, da die Ernte zumeist schon Mitte August erfolgt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Blüten, Blätter und Stängel durch die intensive Sonneneinstrahlung besonders viele Duftstoffe, bzw. ätherische Öle gebildet und gespeichert. Im Durchschnitt erfreuen sich die Pflanzen und Menschen in der Region über doppelt so viele Sonnenstunden im Vergleich zu uns Nordeuropäern. Der Lavendel liebt die Sonne und es gilt die Faustregel „Je höher die Sonneneinstrahlung, desto höher der Ertrag.“ Das freut natürlich auch die südfranzösischen Weinbauer. Das angenehme, mediterrane Klima ist mit ein Grund, sowohl für die hohe Qualität des gewonnenen Lavendelöls, als auch die des dort produzierten Weines. Die Lavendelblütezeit ist in der Region natürlich die wichtigste Zeit des Jahres und wird entsprechend zelebriert. Von Mitte Juni bis Mitte August gibt es in den Anbaugebieten unterschiedlichste Feste, die sich der violetten Pflanze und ihren zahlreichen Endprodukten widmen.
Lavendel und Provence
Was für Assoziationen haben Sie, wenn sie an die Provence denken? Selbst wenn Sie noch nie in der Provence gewesen sind, entstehen bei den meisten Menschen Bilder der Ruhe und der Schönheit. Man assoziiert weite, blühende Lavendelfelder, die sich in geraden, scheinbar endlosen Reihen hinziehen und dem Auge mit diesen wunderbaren, zart-violetten Blüten schmeicheln. Zusammen mit dem Azurblau des Himmels und dem Weiß der Wolken lassen sie jedes Urlaubsfoto zu einem Postkartenmotiv werden. In diesem Fall sind Phantasie und Wirklichkeit durchaus deckungsgleich. Und da ist natürlich dieser, gerade in der Hochsaison, allgegenwärtige Duft der blühenden Lavendelfelder, der sich in Küstennähe, wenn es auflandigen Wind gibt, mit dieser feinen, salzigen Note des Meeres zu einer unvergesslichen Komposition vereint. Es hat den Anschein, dass in der Provence das Leben noch etwas gemächlicher und ruhiger verläuft, als im Norden des Landes, was in der sehenswerten französischen Komödie „Willkommen bei den Sch´tis“ liebevoll persifliert wurde. Die Provence erstreckt sich im Süden Frankreichs vom Mittelmeer bis zu den Alpen und ist nicht nur wegen des Lavendels ein sehr beliebtes Reiseziel. Das maritime Klima und die vielen Sonnenstunden ermöglichen einen angenehmen Aufenthalt. Ob ein Strandurlaub an der Côte d’Azur (Azurblaue Küste), Wanderungen und Kajakausflüge in der Verdonschlucht, oder ein Besuch der vielen pittoresken und gepflegten Dörfer, es ist für jeden Urlauber etwas Passendes dabei. Ergänzt wird dies, durch ein reichhaltiges Angebot an verschiedenen Kulturprogrammen.
Route Reisezeit für die Provence
Es gibt verschiedene Reiseanbieter die sich auf Reisen in die Provence während der Lavendelblütezeit spezialisiert haben. Diese Rundfahrt wird meist mit einem kleinen Kulturprogramm kombiniert. Die vielen Lavendelfeste auf den Lavendelstrassen laden zum Mitfeiern ein und man hat natürlich die Möglichkeit die vielfältigen wohlriechenden Produkte zu begutachten und gleich, wesentlich günstiger als bei uns, direkt beim Erzeuger einzukaufen. In der Hochsaison öffnen viele der Landwirte und auch die Betreiber der vielen kleinen Destillerien ihre Pforten und ermöglichen es, interessierten Besuchern einen Blick hinter die Produktionskulissen zu werfen. Man erfährt etwas über die Produktion der Öle, die teilweise noch heute, wie vor 400 Jahren, in kupfernen Kesseln, destilliert werden. Die Route Napoleon ist eine beliebte Reiseroute während der Lavendelblütezeit. Es ist die historische Route, die Kaiser Napoleon nach der Wiedererlangung der politischen Macht in einem siebentägigen Marsch, zwischen dem 01. März bis zum 07. März, zurücklegte. Die Strecke ist 335 Kilometer lang, startet in Cannes und führt über Grasse vorbei an kleinen Dörfern und schönen Landschaften bis nach Grenoble. Wenn Sie beabsichtigen der Provence hauptsächlich wegen der blühenden Lavendelfelder einen Besuch abzustatten, ist die empfohlene Hauptreisezeit Ende Juli bis Mitte August. Der Regen lässt sich nur sehr selten blicken, es gibt doppelt so viele Sonnenstunden wie in Nordeuropa.